Am 17. Juli 2024 bekannte sich der Verwaltungsrat der Spital STS AG zum Spitalstandort Zweisimmen – und dieses Versprechen löst er nun ein. Nach neun Monaten Projektarbeit liegt das vorgesehene neue Betriebskonzept für das Akutspital Zweisimmen vor. Thomas Straubhaar, Verwaltungsratspräsident der Spital STS AG und CEO David Roten präsentierten dieses am 24. April 2025 den Stakeholdern und Partnern vor Ort. Die Neuausrichtung wird auch von der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) des Kantons Bern und GSI-Direktor Pierre Alain Schnegg, Regierungsrat, unterstützt.
Akutspital als Lösung
Bei der Entwicklung und Ausarbeitung des neuen Betriebskonzepts haben die Projektverantwortlichen der Spital STS AG sämtliche Varianten und Szenarien geprüft, insbesondere auch mit Blick auf: Versorgungsbedarf, Personal, Wirtschaftlichkeit und Entwicklungsfähigkeit. Die Bandbreite reichte von Vollbetrieb (Stand heute) bis hin zum rein Ambulanten Zentrum. Um den Spitalbetrieb in Zweisimmen längerfristig auf eine solide Basis zu stellen, muss das neue Betriebskonzept sowohl personell umsetzbar als auch finanziell tragfähig sein. Im Wissen, dass der Betrieb defizitär bleiben wird, ist die Betreiberin aber bereit, hierfür finanzielle Verantwortung mitzutragen. Die Spital STS AG verspricht sich mit dem neuen Betriebskonzept, den aktuellen Betriebsverlust von jährlich 6 Mio. Franken gegen 4 Mio. Franken zu reduzieren.
Investitionen in die Infrastruktur
Das neue Betriebskonzept sieht am Standort Zweisimmen ein Akutspital mit einem 24h-Betrieb vor. Für die interdisziplinäre Bettenstation sind je nach saisonaler Nachfrage 12 bis 20 Betten vorgesehen. Investieren will die Spital STS AG insbesondere in den 24h-Notfall mit neuer Triagefunktion zur Trennung der einfachen und schweren Spitalnotfälle. Aktuell ist der Notfall mit 305 Quadratmetern Fläche sowohl für Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen als auch für die Mitarbeitenden viel zu knapp bemessen. Die Betreiberin ist bestrebt, in den nächsten Monaten – optimalerweise bis zur kommenden Wintersaison 2025/26 – den Notfall räumlich um 230 Quadratmeter und damit 75 Flächenprozenten zu erweitern und zu modernisieren. Mit dem dafür notwendigen Umzug der heute im Bereich des Notfalls einquartierten Demenzstation der Alterswohnen STS AG hat das Kosten in der Höhe von rund 3 Mio. Franken zur Folge. Inklusive Büroräumlichkeiten umfasst der neue Notfalltrakt im 1. Obergeschoss des Akutspitals Zweisimmen künftig 900 Quadratmeter Fläche.
Umfassendes Angebot
Sprechstunden von Fachärztinnen und Fachärzten sowie die ambulante Dialyse verbleiben am neuen Akutspital Zweisimmen genauso wie Diagnostik im Angebot: So Radiologie – mit dem einzigen CT in der Region – als auch Röntgen, Ultraschall, kardiologische Diagnostik und Labor. Alle Angebote werden durch innovative Konzepte wie zum Beispiel Telemedizin unterstützt. Eingestellt wird am künftigen Akutspital Zweisimmen indessen der hochteure Operationsbetrieb, dessen Auslastung in den letzten Jahren kontinuierlich rückläufig war. Sämtliche Eingriffe finden deshalb ab 1. Oktober 2025 am Spital Thun statt. Hierfür kann die Spital STS AG dank zusätzlichen 20 Betten genügend Kapazitäten bieten. Weiter wird sie mit Ihren Partnern besorgt sein, genügend Verlegungskapazitäten zur Verfügung zu stellen. So unter anderem mit dem eigenen Rettungsdienst, welcher bereits um eine zusätzliche Equipe aufgestockt wurde – als auch mit privaten Anbietern wie der easyCab medical AG, der STS-Tochtergesellschaft, welche medizinisch hochstehende Patientenverlegungen durchführt.
Chirurgische Grundversorgung sichergestellt
Trotz der Verlagerung des Operationsbetriebs nach Thun wird die chirurgische Grundversorgung in Zweisimmen weiterhin ganzjährig sichergestellt. In den Wintermonaten wird sie zusätzlich orthopädisch und traumatologisch verstärkt. Gründe für den gänzlichen Verzicht auf den OP-Betrieb in Zweisimmen sind die zunehmenden sinkenden stationären Fallzahlen. Dank des medizinischen Fortschritts können heute immer mehr Behandlungen ambulant erfolgen – also ohne Übernachtung in einem Spital. Mit der seit 2019 zunehmenden Verlagerung zur ambulanten Leistungserbringung benötigt es auch weniger Ressourcen. Desweiteren sind die Angebotsmöglichkeiten von spezialisierter Medizin in Zentrumsspitälern umfassender. Deshalb konzentriert die Spital STS AG das chirurgische Operationsangebot künftig am Hauptsitz und Standort Thun. Die Neuausrichtung am Aktuspital Zweisimmen führt – Stand heute – zu keinen Kündigungen. Wenige direktbetroffene Mitarbeitende erhalten STS-intern neue Angebote. Gleichzeitig können Temporärstellen reduziert werden, was finanziell zusätzlich entlastet. Im Rahmen der Ausarbeitung des Betriebskonzepts wurde auch das Belegarztmodell geprüft: Aufgrund der Bevölkerungsstruktur und des daraus resultierenden Bedarfs hat ein Belegarztmodell jedoch keine Legitimation und würde definitiv nicht zu einer signifikanten Erhöhung der Fallzahlen führen.
Thema integrierte Versorgung wird vertieft
Infolge anhaltenden Fachkräftemangels bleibt die Spital STS AG gefordert. Dass wegen der angespannten Personalsituation, der finanziellen Perspektiven und in Abhängigkeit zum Versorgungsbedarf im Simmental-Saanenland Anpassungen des Betriebs nötig sind, beurteilt die Spital STS AG als nachvollziehbar. Der Verwaltungsratspräsident der Spital STS AG ist überzeugt, mit dem neuen Betriebskonzept des Akutspitals die bestmögliche Variante im Kontext aller Interessen zu präsentieren: «Wir suchen seit bald 20 Jahren für die Region nach einer Spitallösung. Jetzt haben wir eine, indem wir Zweisimmen mit einem neuen Betriebskonzept als Akutspital bedarfsgerecht weiterbetreiben. Alleine das ist schon erfreulich. Wir hoffen, dass dies von der Bevölkerung geschätzt und zur Verfügung stehende Angebote fortan auch genutzt werden, so dass die Spital STS AG den Betrieb in die Zukunft führen kann.» Seit 2007 haben sowohl die Spital STS AG als auch andere Organisationen zahlreichste Projekte für den Spitalstandort Zweisimmen ausgearbeitet – vergebens. Keines der Vorhaben konnte umgesetzt werden. Ziel ist es nun, im Rahmen des Transformationsprozesses das Thema integrierte Versorgung zu vertiefen und mit den Partnern gemeinsam für die Region zielführend weiterzuentwickeln.
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