Das chronische Beckenschmerzsyndrom (Chronic Pelvic Pain Syndrome, CPPS) beschreibt anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen im Beckenbereich, ohne dass eine klare Ursache identifiziert werden kann. Es ist von Schmerzen, die auf eine andere Grunderkrankung (z.B. eine Entzündung) zurückgeführt werden können, zu unterscheiden. Die Schmerzen können auf eine bestimmte Stelle oder ein Organ wie die Prostata, den Penis, den Hoden, den After oder auch den Rückenbereich begrenzt sein oder an mehreren Stellen auftreten. Weitere Symptome können auch Unbehagen oder Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Geschlechtsverkehr, sowie Erektionsstörungen sein. Die Ursachen des CPPS sind unklar, aber es wird angenommen, dass es von einer Kombination aus körperlichen, psychischen und Umweltfaktoren verursacht werden kann.
Die Diagnostik beim chronischen Beckenschmerzsyndrom ist individuell unterschiedlich und richtet sich nach der Art der Beschwerden und den auszuschliessenden Ursachen derselben. Hierzu kommen neben der Anamnese und körperlichen Untersuchung häufig auch Fragebögen, Laboranalysen aus Blut und Urin aber auch apparative Untersuchungen zum Einsatz.
Die Behandlung eines chronischen Beckenschmerzsyndroms erfordert häufig eine Kombination aus verschiedenen Massnahmen wie Schmerzmedikamenten, Physiotherapie, Veränderungen des Lebensstils, gegebenenfalls psychotherapeutischer Unterstützung und auch neuromodulative Therapien (Veränderungen der Schmerzwahrnehmung durch Reizströme). Es ist wichtig, dass bei Verdacht auf ein CPPS eine sorgfältige individuelle Evaluation und Diagnostik erfolgt, um anschliessend die richtige Behandlung finden zu können.
Die Sakrale Neurostimulation (manchmal auch Blasenschrittmacher genannt) ist eine spezielle Form der neuromodulativen Therapie, welche bei chronischen Beckenschmerzsyndromen und bestimmten Formen von Blasenentleerungsstörungen zum Einsatz kommen kann und dabei häufig sehr gute Erfolge erzielt.
Bei der sakralen Neurostimulation wird in einem operativen Verfahren eine spezielle Elektrode in der Nähe eines aus dem Kreuzbein (Os sacrum) austretenden Nervs platziert. Zunächst wird mit einem ausserhalb des Körpers befindlichen Gerätes in einer Testphase von einigen Wochen erprobt, ob ein Patient von der Therapie profitiert. Je nach Ergebnis dieser Testphase wird anschliessend die Elektrode bei fehlender Besserung entfernt oder bei Erfolg der Behandlung ein permanentes Gerät (in der Grösse eines Herzschrittmachers) in einer Tasche unter der Haut implantiert.
Für wen eine sakrale Neuromodulation in Frage kommt klären wir nach entsprechenden Vorgesprächen und Untersuchungen mit unseren Patienten in den urologischen Sprechstunden und in Kooperation mit unserem Interdisziplinären Beckenbodenzentrum.
Botulinum-Toxin A (Botox) ist ein Mittel, welches durch eine Hemmung der Signalübertragung zwischen Nerven und Muskel zu einer Muskelentspannung führt. In der Urologie wird Botox bei schweren Fällen der Dranginkontinenz zur Lähmung des Blasenmuskels und somit zur Verringerung des ungewollten Urinverlustes eingesetzt.
Die Anwendung von Botox erfolgt i.d.R. im Rahmen einer ambulanten Blasenspiegelung in örtlicher Betäubung, wobei der Wirkstoff mit einer speziellen feinen Nadel in den Blasenmuskel injiziert wird. Die Risiken des Eingriffes sind gering und sind vor allem ein Risiko einer Blasenentzündung nach der Blasenspiegelung, welche mit einem Antibiotikum therapiert wird, und eine leichte Blutung, die fast immer von selbst wieder aufhört.
Die volle Wirkung der Behandlung setzt dann nach ein bis zwei Wochen ein und hält in der Regel bis zu sechs Monate. Eine erneute Anwendung ist bei nachlassender Wirkung problemlos möglich. Bei zu geringem oder zu starkem Effekt der Behandlung ist zudem durch eine Anpassung der Dosierung eine individuelle Anpassung der Therapie möglich, durch die örtlich begrenzte Anwendung in der Blase wird die Behandlung zudem sehr gut vertragen und kann eine gute Alternative zur Behandlung einer schweren Inkontinenz mit Tabletten sein.